SPD: Klares „Ja“ zur Gesamtschule

Schule und Bildung

Iserlohn. Ein eindeutiges Votum für eine zweite Gesamtschule am Standort Hennen gab es am Samstag beim außerordentlichen Stadtverbandsparteitag der SPD, einem Bildungsparteitag, in der Aula des Gymnasiums An der Stenner.

Eine deutliche Ablehnung erhielt dagegen ein Antrag der Jusos, in dem eine generelle Ablehnung der Sekundarschule in Iserlohn gefordert wurde und wie am Standort Hennen die Gesamtschule als zukunftsfähige Schulform festgeschrieben werden sollte. Auch nach einigen Kompromissvorschlägen in der Formulierung und Begründung wurde dann aber über diesen Antrag abgestimmt und dieser abgelehnt.

In seiner Begrüßung erneuerte Stadtverbandsvorsitzender Dimitrios Axourgos noch einmal seine Kritik am Verlauf der Sitzung des letzten Schulausschusses. Eine Kritik, die während des Stadtverbandsparteitages mehrfach laut wurde, natürlich an die CDU gerichtet. Axourgos betonte erneut, dass das Iserlohner „Bildungsbündnis“ in der Ratssitzung am morgigen Dienstag dem gemeinsamen Antrag der Fraktionen von SPD, FDP, Bündnisgrünen und Linken zur Schaffung einer Gesamtschule am Standort Hennen zustimmen werde.

Als Hauptrednerin war Renate Hendricks, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, nach Iserlohn gekommen. In ihrer Rede zur Bildungspolitik auf Landesebene ging sie auch auf den Schulkonsens ein, den SPD, CDU und Grüne gemeinsam verkündet haben: Zu Gymnasium, Real-, Gesamt- und Hauptschule soll eine neue Schulform, die Sekundarschule, hinzukommen. Kommunen können sie bei Bedarf einführen. Die Kinder werden in der fünften und sechsten Klasse gemeinsam unterrichtet, danach entscheidet der Schulträger, ob die Jugendlichen gemeinsam, teilweise gemeinsam oder nach Bildungsgängen getrennt lernen. Renate Hendricks beschrieb die Möglichkeit zu einem attraktiven, wohnortnahen Schulangebot als Ziel der Landes-Politik. Damit das gemeinsame Lernen gelinge, bedürfe es selbstverständlich zusätzlicher Ressourcen.

Renate Hendricks erinnerte daran, dass die SPD schon in ihrem Bad-Godesberger-Programm aus dem Jahre 1959 die Durchlässigkeit der Schulen gefordert habe. Durch die Mi­gration seien neue Herausforderungen im Laufe der Jahre hinzu gekommen. Leider seien aber zu lange ganze Bevölkerungsgruppen von der Bildung ausgeschlossen worden. Die auf einer SPD-Idee aufbauenden Ganztagsschulen seinen ein richtiger Weg, dies zu ändern. 60 bis 80 Prozent der Eltern wollen den Ganztag, so Hendricks, denn der biete bessere Chancen für Kinder. „Die Menschen vor Ort sollen die Schullandschaft gestalten, sie kennen die Bürger und die Schulsituation“, so eine Forderung der SPD.

Auch auf den demografischen Wandel und die Konsequenzen für die Bildungspolitik ging Hendricks ein. Auch wenn die Klassenwerte gesenkt werden, wie es die Landesregierung will, werde es unabwendbar Schulschließungen geben. „Alle Schulen werden mit Klassensenkungen rechnen können“, gab sie den Delegierten aber mit auf den Weg. So seien z.B. in Zukunft nur noch 100 Schüler zur Gründung einer neuen Gesamtschule nötig. Die Klassenwerte für Grundschule sollen auf 22,5 Kinder abgesenkt werden.

Weitere Themen waren die Inklusion, die ausgebaut werden soll. Bereits 2014 würden die ersten Förderschulen schließen. Deren Lehrer würden dann an Regelschulen versetzt, um eine bessere Bündelung der Ressourcen zu erreichen. Wesentliche Schritte in der Bildungspolitik würden mit der in dieser Woche zu beschließenden Verfassungsänderung in einem breiten Konsens festgeschrieben, so Renate Hendricks. Damit werde die institutionelle Garantie der Hauptschule aufgegeben. Stattdessen garantiert die Landesverfassung dann ein öffentliches Schulwesen, das ein gegliedertes Schulsystem, integrierte Schulformen sowie andere Schulformen umfasst.

Einstimmig verabschiedet wurde auch ein Antrag des Stadtverbands-Vorstandes, indem der Stadtverband die Initiative der SPD-Fraktion für Europaschulen in Iserlohn unterstützt. Damit soll das Engagement der Grundschule Kalthof und des Gymnasiums an der Stenner gewürdigt werden. Um den Zusatz „Europaschule“ führen zu dürfen, muss sich jede Schule einem Zertifizierungsverfahren unterziehen.

In seinem „Kurzbericht zur aktuellen Entwicklung in der Schullandschaft“ ging auch Manfred Minzberg, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat, noch einmal auf das Bildungsbündnis ein, das fest stehe. „Wir sind auf dem Weg, wir sind noch nicht am Ziel“, formulierte Minzberg. Den von CDU und Freien Wählern geforderten Ratsbürgerentscheid lehnt er dagegen strikt ab.

Quelle: IKZ-Online vom 16.10.11